_____________________________________________________________________ Cape Breton Island oder "Your heart will never leave"

das zumindestens glauben die Bewohner von ihrer Insel. Nach dem wir Halifax verlassen hatten führte uns ein weiteres Mal die eingeschlagene Route nach Turor. Wir unternahmen einen zweiten Versuch um eventuell die heranrollende Welle, die durch die Gezeiten verursacht wird, beobachten zu können. Vielleicht auch noch Surfer die sich bei guter Dünung kilometerweit in das Landesinnere schieben lassen. Unseren Tidenkalender hatten wir blöderweise bereits in Halifax entsorgt. Beim Lesen hätten wir feststellen können, dass wir wieder zur falschen Zeit am stillgelegten Palliser Motel waren wo der Salmon River vorbeizieht. >>

Das Wetter war herrlich, eigentlich zu schön um im Fahrzeug zu sitzen aber wir wollten nach Cape Breton Island. Kurz vor Antigonish sahen wir auf einer Anhöhe unseren ersten Schwarzbären. Ein Prachtbursche und das wusste er auch denn so wie er sich darstellte triefte sein Fell vor Selbstbewusstsein. Der zweispurige Highway verengte sich auf eine Spur und an einen Stopp war erst gar nicht zu denken. Eine Massenkarambolage wollten wir dann doch nicht verursachen und so kam es, dass wir kein Foto schießen konnten. 

Auf der weiteren Strecke bis Baddeck bot sich keine Gelegenheit einen Platz für die Nacht zu finden und so waren wir froh endlich ein Schild zu sehen das in kürze einen Campingplatz anpries. Ein deutsches Ehepaar hatte 2009 den Platz übernommen nach dem sie von BC hier in den Osten übersiedelten. Ein Tipp der beiden war unter anderem das Bell Museum. 

Wir wussten nicht, dass Alexander Graham Bell in Baddeck seinen Sommersitz hatte, am Lac d'Or weit reichende Forschung, unter anderem in der Luftfahrt- und der Hydrofoiltechnik betrieb und seine Frau und er auf dem noch immer in Familienbesitz liegende Grundstück begrabe sind. Seine Patentanmeldung zum ersten Fernsprechapparat erlaubte ihm solche kostspieligen Entwicklungen zu unternehmen. Wir besuchten das sehr aufschlussreiche Museum und waren überrascht über den Forschungs- und Tatendrang der Familie Bell. 

Bei Regen fuhren wir auf dem Cabot Trail hinaus an die Küste. Herr Cabot hieß eigentlich Giovani Caboto und war venezianischer Seefahrer der im Dienste des englischen Königs stand. Kapitän Caboto gelang es, 1497 mit 18 Mann Besatzung, als erster europäischer Seefahrer so weit nördlich anzulanden. 

Der Cabot Trail brachte uns durch den Cape Breton NP in dem wir einige schöne Wanderungen unternommen haben. Einer davon war der Skyline auf dem wir unsere ersten Elche sahen. Zwei von den dreien standen keine 10 Meter von uns entfernt. 

In Meat Cove legten wir einen zweitägigen Stopp ein. Der an einer Klippe gelegene Campingplatz hat auch nach 10 Jahren nichts von seiner Faszination verloren. Leider zogen noch keine Wale vorbei und das Wetter meinte es nicht sehr gut mit uns. Am zweiten Tag regnete es bis zum Abend durch, es war sehr windig und mit 5 Grad arschkalt.  

Im Uhrzeigersinn folgten wir weiter dem Cabot Trail. Am Ende des NP fanden wir einen weiteren schönen Wanderweg vor. Der Middle Head Trail, gelegen an einer Steilküste, führte durch einen Mischwald hinaus auf eine Landzunge. Hier erwartete uns eine aufgewühlte See die ihre Wellen mit Wucht gegen die Felsen klatschte. Die Fontänen stiegen meterhoch in den blauen Himmel. Es war schwer sich auf zu machen um den Rückweg anzutreten. 

Eine unserer letzten Anlaufstelle auf Cape Breton Island war Fortress Louisbourg, dass in den 60ern für sage und schreibe 25 Mio. Dollar zu einem viertel der ursprünglichen Größe originalgetreu nachgebaut wurde. 

Da zu dieser Zeit die Industrie in dieser Region zu schwinden drohte erhoffte sich die Regierung durch die enorme Investition einen Aufschwung. Heute zählt die wieder aufgebaute ehemalige französische Garnison zu den größten so genannten Living Museum in Nordamerika und verzeichnet jährlich 100.000 Besucher. 

Da immer noch Vorsaison war bewegten sich auch nur eine Handvoll Mitarbeiter in den damalig getragenen Gewändern durch den Ort, Schade. 

Der Marconi Trail führte uns auf teilweise beschissener Fahrbahnoberfläche, löchrig, rissig mit abgebrochenen Rändern nach Glace Bay zum Table Head. Hier wurden 1902 die ersten Funksignale von dem Italiener Marconi nach England geschickt. Leider ist fast nichts mehr von den Funktürmen zu sehen außer ein paar Fundamenten. 

Es muss schon eine verrückte Welt gewesen sein, am Anfang des 20. Jahrhunderts. Es wurde geforscht, entdeckt, gemalt und leider auch Krieg geführt aber dennoch es ist und bleibt für mich eine der aufregendsten Zeiten in jüngerer Vergangenheit. 

Inzwischen kann uns die wald- und seenreiche Landschaft kaum noch Highlights bieten und so wird es Zeit Nova Scotia zu verlassen um eine neue Insel zu entdecken. 

"Look deep into nature and you will understand everything better" (Albert Einstein)

 Neufundland wir kommen.

 

Noch ein paar Preisbeispiele

Diesel       ~ 1,10,- $

Camping   ~ 28,-$

Grundnahrungsmittel etwa 50 bis 100% teuerer als in Deutschland

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Kommentare: 4
  • #1

    Michael & Sabine (Donnerstag, 18 Juni 2015 14:38)

    Kein Land für Sparfüchse, soviel ist sicher ...! Trotzdem schöööööön (und schön geschrieben...)!
    Lieben Gruß, M&S

  • #2

    Olli & Claudia (Samstag, 20 Juni 2015 21:31)

    Hallo Ihr Zwei!
    Folgen mit grossem Interesse Eure Reiseberichte - aktuell gerade aus den französischen Alpen. Sind gerade auf einem idyllischem Campingplatz im Ecrins-Nationalpark und stellen fest, Europa bietet auch unheimlich viel - vor allem, wenn man "nur" 3 Wochen Zeit für die Reise hat.
    Euch weiter Alles Gute, eine sichere Reise und viel Gesundheit!
    Liebe Grüße

  • #3

    Wolf (Mittwoch, 24 Juni 2015 18:36)

    Hi ihr Beiden!
    Liebe Grüße aus den Northwest Territories! Es ist heiß und die Viecher spielen verrückt!
    Gute Fahrt
    Wolf

  • #4

    wolfgang (Dienstag, 30 Juni 2015 21:59)

    hallo ihr 2,
    also das mit dem 3. frühling, da könnte man ja direkt neidisch werden.....
    schade, daß ich euch nicht persönlich mit euch telefonieren konnte, da ich auf der datscha war und weit und breit kein frühling in sicht.
    jedenfalls schön zu lesen, was ihr so treibt und ich hoffe, daß die probleme nun alle hinter euch liegen und ihr eure reise ganz entspannt weiterhin genießen könnt.
    ganz liebe grüße aus bayuwarien
    wolfgang