_____________________________________________________________________ Aus, Schluss, Ende, vorbei

Gerade schießt mir die Frage durch den Kopf „Stehe ich unter einen schlechtem Karma oder sogar unter Woodozauber?“ Afrika ist nicht weit und die Nachkommen ehemaliger Sklaven leben zahlreich hier.

Leider ist es so, dass für mich das Kiten und der Badespass auf Mauritius gestern ein abruptes ende genommen hat. Am Montag setzte, nach längerer Flaute, der Süd-Ost-Wind wieder ein. Nach mehreren Stunden auf dem Wasser kam ich am Nachmittag zurück und war glücklich über den tollen Tag. Ich freute mich schon auf Dienstag den die Windvorhersage konnte sich ebenfalls sehen lassen. Das zumindest meinte das Internet.

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Gegen Mittag trafen wir an unserer vertrauten Stelle, bei der Lagune, ein. Ein paar Kiter hatten den Platz ebenfalls für sich entdeckt. Bettina legte sich auf den restlich verbliebenen Schattenplatz. Schattenplätze sind rar. Kontaktscheu war sie ja noch nie. Leider war der Wind etwas schwächer als am Montag. Ich entschied mich erst einmal zum Riff hinaus zu fahren. Die Wellen waren sehr clean und hätten richtig Spass gemacht wenn der Wind etwas stärker geblasen hätte.

Zurück in die Lagune, hier hat es immer ein paar Knoten mehr. Da ich gerade richtig Spaß daran gefunden habe mit dem Waveboard zu fahren lag es nahe meine Technik bei den Halsen zu verbessern. Die Bedingungen waren gerade ideal. Leider drehte der Wind immer um einige Grad und so änderte sich auch die Fahrtrichtung. Im Grunde weis ich inzwischen ganz gut wo sich Korallenstöcke befinden und wo nicht aber in diesem Fall bin ich leider von meinem Idealbereich abgekommen und da hat das Unglück seinen Lauf genommen.

Inzwischen wusste ich auch, das hatten uns Einheimische erzählt, dass es meist in den Bereichen mit Seegras spezielle Seegurgen gibt die einer Schlange gleichen und sich bei Kontakt um das Bein wickeln. Das Ganze ist nur etwas eklig aber ansonsten ungefährlich. Also habe ich den dunklen Teil gemieden und bin weiter in den helleren gekitet um meine Halse zu fahren. Das Wasser war an dieser Stelle trüb, der Grund nicht sichtbar. Nach dem ich bereits meine Halse gefahren hatte musste ich nur noch mit den Füßen umsteigen. Der Wind ließ nach, ich konzentrierte mich auf meinen Kite, das Brett rutschte unter mir weg und ich fiel in den Teich.

Mich durchstreifte ein Schmerz als hätte mir jemand ein Messer in den Oberschenkel gerammt. Ich glaube zu diesem Zeitpunkt wusste ich dass es sich nicht mehr um eine kleine Schürfwunde handeln wird. Als erstes versuchte ich mein Board einzusammeln. Sehr bedacht darauf ja nicht den Grund zu berühren. Auf dem Rückweg riskierte ich einen kurzen Blick auf meinen Oberschenkel. Das Blut lief bereits über mein Knie und der Wade ins Meer. Meine Vermutung hatte sich leider bestätigt. Vor lauter Frust bin ich noch mit meinem Brett zu nahe an den Strand gefahren und habe mir dabei meine Mittelfinne abgerissen. Ich fand noch die Zeit meine Leinen von der Bar aufzurollen und meine verlorene Finne im Wasser zu suchen. Niedergeschlagen ging ich zu Bettina zurück und sie meinte ob ich mir meine Finne ruiniert habe. Leider war es mehr als nur das. Ich meinte nur "Das willst du gar nicht wissen und erst recht nicht sehen".

So und jetzt. Wo ist der nächste Arzt bzw. das nächste Krankenhaus? So ein Dusel muss man einmal haben. Von den vier Kitern, zu denen sich Bettina gelegt hatte, waren zwei im Medizinbereich tätig. Mario meinte das sollte unbedingt genäht werden. Er hätte Nähzeug dabei. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht das er Unfallchirurg ist und dachte mir super verarschen kann ich mich selber. Er erklärte mir den Sachverhalt und ich konnte es nicht glauben. Er hatte wirklich chirurgisches Nähzeug, Betäubungsmittel, Spritze, Antibiotika usw. dabei. Die Situation wurde kurz durchgesprochen und schon saß ich im Pick up und wir fuhren nach La Gaulette in das gemietet Haus meiner Helfer. Die Wunden wurden gereinigt. Erst jetzt sah ich dass es zwei Schnitte waren. Die OP wurde vorbereitet. OP-Tisch waren zwei Ess-Stühle. Der größere Schnitt wurde mit 7 Stichen und die kleinere mit 3 Stichen genäht.

Danach noch zur Apotheke und Supermarkt um Verbandsmaterial und Jodcreme zu besorgen. Antibiotika hatte Mario auch noch für mich übrig.

Bettina hatte sich schon sorgen gemacht da wir anscheinend mehr als 2 Stunden unterwegs waren. Wir wollten gerne die Kosten begleichen die Mario meinetwegen hatte aber er wollte kein Geld. Mario, Denise, Judith und Wolfi vielen, vielen Dank noch einmal für euere spontane Hilfe. Solche Menschen sollte es mehr auf der Welt geben.

Jetzt bin ich wieder am Anfang unserer Geschichte denn Mario hat mir ausdrücklich empfohlen, nicht mehr Kiten zu gehen, nicht mehr ins Wasser zu gehen, nicht mehr Laufen zu gehen. Ich soll einfach mein Bein ruhig stellen wenn ich unseren weiteren Reiseverlauf nicht gefährden möchte. Und das möchte ich ganz sicher nicht.

Aus, Schluss, Ende, vorbei.

So schön kann kiten sein. Jetzt darf ich die restlichen Tage nur noch zusehen.

Dann kam mir vermutlich ein Korallenstock oder eine Muschel in die Quere

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Kommentare: 4
  • #1

    Heike & Peter (Mittwoch, 25 Februar 2015 21:48)

    Was für ein Kontrastprogramm. Erst die tollen Kite-Bilder und dann die Verwundungen. Man kann kaum hinsehen. Aber wir glauben, die Naht wird toll ;-) Also laßt den Kopf nicht hängen und wünschen gute Besserung! Wird hoffentlich bald besser.

  • #2

    Wolf (Donnerstag, 26 Februar 2015 11:05)

    Hi Günter,
    so sieht's ungefähr aus, wenn ich meine Hose flicke ;-))!
    Hauptsache du kannst demnächst wieder die Kupplung treten, oder hat dein MANni Automatik?
    LG

  • #3

    Dietmann, Kathrin (Donnerstag, 26 Februar 2015 17:38)

    Lieber Günter,
    so ein Mist- und doch hast Du Glück im Unglück gehabt mit der spontanen Hilfe, die Dir zuteil wurde. Ich wünsche Dir ganz schnell gute Besserung!!! und schone Dich!!!
    Bettina ist doch auch eine super-Krankenschwester, oder? :-)

  • #4

    Rico (Montag, 02 März 2015 09:53)

    Hallo Günter, da hast Du aber großes Glück gehabt! Beherzige den Tipp mit nicht mehr ins Wasser gehen - Korallenstaub in der Wunde kann einen hoch bakteriellen Infekt nach sich ziehen. Übrigens ist die Naht wie aus dem Lehrbuch ;-)
    Gute Besserung und bis bald!
    LG